16. Mai 2025

Der Beitrag von Dr.-Ing. Alexander Gosten, Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer, Dr. Beate Kummer, Prof. Dr. habil. Uwe Lahl, Prof. Dr.-Ing. Peter Quicker, Dr. Dirk Reichert und Dr. Barbara Zeschmar-Lahl zum Thema „Europa nach 2030 – Die Entwicklung der Abfallwirtschaft zum industriellen Standortfaktor“ ist in der Fachzeitschrift Müll und Abfall 5, 2025, erschienen.

„Mit dem gestiegenen Lebensstandard und der parallel angewachsenen Kunststoff-Flut der 1960er Jahre gewann auch das Abfallthema an Bedeutung. In den 1970er Jahren stand der Übergang von der wilden „Kippe“ zur geordneten Deponie als Priorität ganz oben. 1986 wurden mit dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) die Prioritäten erweitert.

Hierarchie und Prioritäten haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass die Regelungen immer komplexer geworden sind. Die Aufgabe für die neue Legislatur in Deutschland bzw. der EU lautet u.E. daher: Komplexität reduzieren, ohne die wichtigen Regelungsziele aufzugeben! Nur wenn wir prioritäre Ziele regulatorisch möglichst schlank und wirkungssicher erreichen, werden wir unter den aktuellen gesellschaftlichen Randbedingungen Erfolg haben.

Erfahrungen aus der Normsetzung im Umweltbereich lehren uns, dass wir in der Vergangenheit dann schlank und wirkungssicher waren, wenn eine Regelung ganz weit vorn an den Ursachen der Probleme angesetzt hat. Darüber hinaus waren wir dann erfolgreich, wenn die Instrumente kombiniert waren, sodass für den Regelungsadressaten neben der ordnungsrechtlichen Vorgabe auch ein wirtschaftlicher Antrieb zur Normerreichung vorhanden war („well-designed policy mixes“).

Wir haben daher in zehn Handlungsfeldern ressourcenpolitische und abfallwirtschaftliche Prioritäten analysiert und Eckpunkte bestimmt, von denen wir glauben, dass sie den Industriestandort Europa weiterbringen können. Wir haben uns hierbei auf Kunststoffe und Biomasse konzentriert, weil hier wichtige nicht-fossile Kohlenstoffquellen (renewable carbon) für die Industrie in Europa erschlossen werden können.“

Unten finden Sie einen Link zur Bestellmöglichkeit beim Erich Schmidt Verlag. Das auf dieser Veröffentlichung basiernde DGAW-Positionspapier: EU nach 2030 kann auf der Webseite der DGAW heruntergeladen werden. 

Die zehn Prioritäten

  1. Abfallvermeidung muss bei der Produktion ansetzen
  2. Beendigung der Deponierung von verwertbarem Kohlenstoff (Renewable Carbon)
  3. Rohstoffversorgung klimaneutral sicherstellen
  4. Defossilisierung durch Kohlenstoff-Substitution
  5. Gleichwertigkeit der Recycling-Technologien
  6. Kein ‚toxisches‘ Kunststoff-Recycling
  7. Transparenz der Rezepturen
  8. Kunststoffprodukte, die bestimmungsgemäß in die Umwelt gelangen, müssen dort auch vollständig abbaubar sein
  9. Die Systeme der erweiterten Produktverantwortung individualisieren
  10. Bürokratieabbau
Müll und Abfall 5, 2025
DGAW, 2025