Lahl U.,  Zeschmar-Lahl B. (2025): Der neue Markt an Recycling-Additiven – Handlungsbedarf für den Gesetzgeber. Müll und Abfall 7, 376-382

In den letzten Jahren hat sich ein Markt für chemische Additive zur Verbesserung der Qualität von Kunststoff-Rezyklaten etabliert. Für diese Additive werden hohe Wachstumschancen erwartet. Die Produkte sind sehr vielfältig und können beispielsweise zur Nach-Stabilisierung von Rezyklaten oder zur Reduzierung unangenehmer Gerüche eingesetzt werden. Weiter sind Produkte am Markt, die geschädigte Polymere wieder reparieren können. Und es werden Additive angeboten, die die Mischbarkeit inhomogener Sortierfraktionen verbessern. Die Autoren haben im Auftrag eines Kunststoff-Recyclers den Versuch unternommen, die chemische Identität und Rahmenrezeptur dieser Kunststoff-Additive in Erfahrung zu bringen. Diese Informationen sind allerdings zumeist nicht offengelegt. Selbst in den verfügbaren Sicherheitsdatenblättern war die Zusammensetzung dieser Produkte regelmäßig nicht enthalten. Nur in Einzelfällen waren deklarationspflichtige Einzelstoffe angegeben. Aus Gesprächen und der grauen Literatur ist aber bekannt, dass für diese Produkte zum Teil hochreaktive Substanzen eingesetzt werden, die in den Extrudern direkt der heißen Schmelze zugeführt werden sollen. Nachdem die mittelständische Recyclingbranche schon mit Kunststoffabfällen konfrontiert ist, die verbotene Additive aus der Vergangenheit enthalten (risk cycle, legacy chemicals), tut sich hier für die Zukunft ein neues Problem auf: sind diese Praktiken ausreichend sicher? Die Autoren raten hier zur Vorsicht und daher vom Einsatz von Recycling-Additiven ab, deren chemische Identität und Rahmenrezeptur nicht preisgegeben wird.